Die Bewerbung
Meine Bewerbung für den mittleren Justizdienst in Hessen schickte ich per Post ab und erhielt direkt ein paar Tage später meine Rückantwort. Ich solle noch etwas warten und man würde sich bei mir melden. Einige Wochen später erhielt ich einen Anruf aus Wiesbaden und man lud mich zum Bewerbungsgespräch ein.
Ich machte mich also auf den Weg zum Bewerbungsgespräch nach Wiesbaden. Dort wurden die klassischen Fragen gestellt: „Erzählen Sie etwas zu ihrer Person“; „Wieso möchten sie Justizvollzugsbeamter werden“; „Wieso denken Sie, dass Sie für diesen Beruf geeignet wären?“ „Was zeichnet Sie besonders aus?“.
Der Eignungstest
Direkt im Anschluss wurde ich zum schriftlichen Eignungstest eingeladen. Dieser fand auch wieder in Wiesbaden statt. Am Tag des schriftlichen Eignungstests trafen sich alle Bewerber und Bewerberinnen im Pausenraum. Dort wurde gewartet, bis so ziemlich alle Bewerber anwesend waren und man wurde ins Nebenzimmer gerufen. Dort lagen Namensschilder und Kugelschreiber auf den Tischen. Eine Führungsposition betrat den Raum und erklärte den genauen Ablauf des Tests, welcher ziemlich leicht zu kapieren war. Es waren nur Multiple-Choice-Fragen, welche auf einem separaten Blatt angekreuzt werden mussten.
Logik, Mathematik
Der Test gliederte sich in zwei Aufgabenbereiche: In einen Intelligenztest und einen Sprachtest. Beide waren leichter als erwartet. Der Intelligenztest war sehr kurz gehalten und bestand aus drei Aufgabenbereichen.
- Der erste Teil enthielt Wortanalogien wie: „Flugzeug : Vogel wie Auto : ?“ oder „Farbe : Blindheit wie Ton : ?“
- Der zweite Teil des Tests bestand aus Zahlenreihen. Dort mussten eine Reihe an Zahlen sinnvoll ergänzt werden: 1, 2, 3, 4, 5, ? Aber nicht erschrecken. Es war für die Reihen ausreichend Zeit gegeben und man konnte alle nur durch Addition und Subtraktion in logischer Reihenfolge lösen. Kein Multiplizieren oder Dividieren. Ich bin sehr unbegabt in Mathematik, konnte aber dennoch alle Reihen lösen, also nicht von den Zahlen verunsichern lassen.
- An den dritten Teil kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich kann nur sagen, dass er nichts mit Zahlen oder Mathematik zu tun hat und ähnlich wie der erste Teil nur mit logischen Denken gelöst werden kann.
Sprachtest
Nach zehn Minuten Pause begann direkt der Deutschtest. Dort wurde geguckt, wie gut man die deutsche Sprache beherrscht. Dieser war auch komplexer als der Intelligenztest, aber bestand auch nur wieder aus Multiple-Choice-Aufgaben, es waren also keine Diktate oder sonstigen Fließtexte zu schreiben bzw. auszufüllen. Der Test bestand aus:
- Lückentext – Welches Wort ergänzt die Lücke sinnvoll und ist korrekt geschrieben?
- Aufgaben zu Groß und Kleinschreibung (Sätze ohne Leerzeichen in kleiner oder großer Schrift, man musste gucken, wie viele Wörter groß geschrieben werden).
- „s“, „ss“ oder „ß“ – Welche Schreibweise stimmt?
- Lückentext Konjunktionen – Welche Konjunktion ergänzt die Lücke sinnvoll?
- Konjugieren und deklinieren – In die Lücke einsetzen
- Sinnverwandte Begriffe – Welches Wort kommt dem vorgegebenen Wort am nächsten?
Direkt im Anschluss erfuhr man, ob bestanden oder nicht. Wenn man bestanden hat, wurde auch direkt vor Ort der Termin zum Sporttest und zur Amtsärztlichen Untersuchung vereinbart.
Der Sporttest
Der Sporttest findet in einer JVA vor Ort statt. Man kann zwischen JVA Kassel 1, JVA Weiterstadt und JVA Frankfurt 1 wählen. Ich bin angekommen und am Eingang erwartete man mich schon unten mit den anderen Mitbewerbern. Zuerst gab es eine Führung durchs Haus und die komplette JVA wurde den Bewerbern näher gebracht. Man sah auch Häftlinge und erlebte den Gefängnisalltag hautnah. Der anschließende Sporttest war in 4 Aufgaben unterteilt:
- Flexibilität-Test: mit dem Rücken zur Wand seine Beine gerade durchstrecken und die Hände in Richtung Füße bringen. Gemessen wurde der Abstand zwischen Hand und Fuß.
- 2. Gleichgewichts-Test: auf einem Balken vorwärts und rückwärts balancieren. Dasselbe dann nochmal mit geschlossenen Augen.
- 3. Bankdrücken: Herren 30kg, Damen 20kg, so viele Wiederholungen wie möglich. Die benötigte Anzahl wurde uns nicht gesagt.
- 4. Hindernislauf: Der Hindernislauf hat uns nochmal alles abverlangt. Dort wurde ein Parcours aufgebaut. Hier mussten wir erst Treppen steigen, dann über ein Pferd springen, gefolgt von einer Bank, auf der wir balancieren mussten. Direkt nach der Bank mussten wir einen Purzelbaum machen, über ein Hindernis springen und im Wechsel auf Medizinbälle setzen. Wir mussten in 2 Minuten so viele Runden wie möglich schaffen.
Nach dem Test ging es zur Amtsärztlichen Untersuchung.